Ich habe mir jetzt etwas Zeit damit gelassen über das Westfalenpokalfinale zu schreiben. Meine Emotionen dazu sind einfach so unfassbar breit gestreut. Freude und Trauer, Hoffnung und Enttäuschung. Der SC Paderborn 07 ist abgestiegen und gewinnt im Pokal!
Tolles Ende
Das Saisonende war eine tolle Leistung von Trainer und Mannschaft, das kann man nicht weg reden. Dass sich unsere Mannschaft auch im Finale nochmal aufgerappelt und sehr souverän gegen Lotte gewonnen hat, war für mich eine positive Überraschung mit der ich nicht gerechnet habe.
Mieser Anfang und grausame Mitte
Auf der anderen Seite steht aber trotzdem der sportliche Abstieg aus der 3. Liga. Wir gehen wahrscheinlich eine Etage tiefer und der Schritt ist bitter. Es geht in die erste Amateurliga, aus der es sehr schwer werden wird herauszukommen. Das hat diese Mannschaft mit zu verschulden. Zu spät wurde sich aufgerappelt. Zu spät kam mit Baumgart ein Trainer, der die Sprache dieser „schwierigen“ Typen sprechen konnte und sie endlich dazu gebracht hat alles zu geben. Nur ein Sieg mehr in den vielen Spielen, in denen wir besser waren, aber trotzdem verloren haben. Nur eine vergebene Torchance gemacht von den vielen, die wir kläglich vergeben haben.
Aber dies soll kein Rückblick auf die Saison werden. Da werde ich mich detailliert in der Sommerpause mit befassen.
Gemischte Gefühle vor dem Spiel
Ich wusste vor dem Spiel ehrlich gesagt überhaupt nicht, was ich davon halten sollte. Einerseits ist es eine richtige Truppe unter Baumgart geworden, die kämpfen kann und will, andererseits sind die Spieler abgestiegen und allesamt vertragslos bis auf Soyak. Ich habe damit gerechnet, dass sich die Mannschaft nicht mehr aufgerappelt bekommt und gegen noch einmal heiße Lotteraner auf die Mütze bekommt. Das ist nicht sehr optimistisch, ich weiß, aber vielleicht musste dieser kleine Selbstschutz sein um nicht zu verzweifeln sollte es doch so kommen.
Eine überraschend unüberraschende Startelf
So kam es aber nicht. Baumgart sprach vor dem Spiel noch davon, dass er auf einigen Positionen überlegen würde wen er einsetzen möchte. Ein junger Spieler wie Soyak z.B. müsse erst zeigen wie er mit dem Abstieg umgehen könne. Andere Positionen wären auch noch ungewiss. Ausgenommen davon die Torwartposition. Ratajczak sollte von Anfang an spielen, das wäre im Pokal nun mal so.
So kam es, dass die ziemlich gleiche Elf wie in den letzten Ligaspielen auftrat.
Rata im Tor.
Herzenbruch, Strohdiek, Boeder und Heidinger (für den verletzten Vucinovic) in der Viererkette.
Krauße der eingefleischte Sechser.
Bertels, Piossek, Soyak und Zolinksi im Mittelfeld und van der Biezen im Sturm.
Alles in allem das Team, das unter Baumgart ungeschlagen blieb. Und er sollte mit der Aufstellung Recht behalten. Der Anfang gestaltete sich etwas zäh, es gab viel Geplänkel im Mittelfeld und Lotte hatte die erste Chance. Steinhart konnte den Ball aber nicht aufs Tor drücken und so blieb es beim 0:0.
Luftleere Lotteraner
Dass die zweite Saisonhälfte mit gefühlt 2/3 englischen Wochen ganz schön an den Sportfreunden gezerrt hat, merkte man spätestens nach 25 Minuten als Paderborn deutlich stärker wurde und Lotte einfach die Puste fehlte. Gut. Wir haben uns ja auch 2/3 der Saison ganz gut geschont.
So übernahmen wir die Spielkontrolle. Außer einigen Fouls kam nicht mehr viel aus der gegnerischen Hälfte. In der 40. Minute gingen wir dann verdient in Führung. Das zuletzt starke Mittelfeldduo Soyak und Piossek brachte uns in Führung. Schöne Flanke von Soyak auf Piossek, der frei vor dem Torwart den Ball annehmen konnte und hinein ins Vergnügen! 1:0 und das völlig verdient. Bis zur Halbzeit gab es noch Chancen, aber zu einem Tor reichte es nicht.
Die zweite Hälfte gehörte, nach wieder einer kurzen schwachen Anfangsphase, komplett uns. Es ist nicht so, dass wir überragen waren, aber Lotte war einfach richtig schwach. So erhöhte van der Biezen nach einer sehr schwachen Abwehrleistung der Gäste nach Vorlage Bertels auf 2:0. Der eingewechselte Michel traf nach tollem Pass von Piossek zum sicheren 3:0. Das 3:1 durch den ehemaligen Paderborner Sané habe ich kaum wahrgenommen. Es wurde ein Fangesang angestimmt, den niemand wegen dem Treffer unterbrechen wollte.
Absteiger und Pokalsieger
So kam es dann zu dieser überaus schrägen Situation, dass wir abgestiegen sind – zum dritten Mal – und den Westfalenpokal gewonnen haben. Die Abstiegsmannschaft reckt nach dem Ende der 3. Liga stolz einen Pokal nach oben. Viel mehr Widerspruch in einem Bild gibt es eigentlich nicht.
Dass es nicht nur mir so ging, dass fast alle im Stadion so zwiegespalten waren wie ich, merkte man an den Fangesängen. Während der Kern in der Mitte lieber „Hornberger raus“-Gesänge anstimmen wollten, wollten andere Gruppen die Mannschaft anfeuern und so gab es während des Spiels eine seltsame Mischung aus „Hornberger raus“ und „kämpfen und siegen“.
Ich möchte an dieser Stelle sagen, dass es absolut verständlich ist, dass nachdem die Saison gelaufen ist, man seinem Frust freie Luft machen möchte. Andererseits ist es genauso verständlich, dass man auf das Aufbauen möchte was sich jetzt entwickelt hat und lieber die Mannschaft, die zum Teil ja noch da bleiben könnte (Lizenzverweigerung eines anderen Vereins), anfeuern und seine Unterstützung zeigen möchte.
Einzig richtig doof fand ich, als die Mannschaft nach vorne kam, Krauße mit dem Pokal in der Hand, dass dann nach kurzem Jubel sofort wieder „Hornberger raus“-Gesänge angestimmt wurden. Man hätte diesen Pokal zumindest länger als eine Minute mit der Mannschaft feiern können, die dann auch schnell wieder von dannen gezogen ist.
Aber wie gesagt, diese Mannschaft hat uns auch in die Regionalliga gebracht. Auch wenn sie zum Schluss gespielt oder zumindest gepunktet hat, wie ein Aufsteiger.
Wie soll man sich damit versöhnen?
Natürlich schauen die Spieler nach dem Sieg des Pokals erwartungsvoll in die Kurve. Sie haben das Turnier gewonnen und den für uns wichtigen Einzug in den DFB Pokal gesichert. Aber wo war dieser Einsatz in den Spieltagen 1-32? Wo war da der Einsatz, der Wille und das Arsch aufreißen? Scheinbar steckte es doch in dieser Mannschaft. Auch die Trainer möchte ich nicht als Ausrede zählen lassen. Denn jeder Profispieler sollte so viel Ehre und Willen im Leib haben, dass man nicht absteigen und die Spiele gewinnen will.
So bleibt der Einzug in den DFB Pokal und die Hoffnung auf die Lizenzverweigerung eines anderen Vereins um mit ganz viel Glück und Auge zudrücken des Fußballgotts doch noch die Klasse zu halten.
In diesem Fall würde ich mir wünschen, dass einige der Mannschaft bleiben und ernsthaft wieder gut machen wollen, was sie verbockt haben in dieser Saison. Natürlich wünsche ich mir auch wieder den Zugang einiger neuer junger und hungriger Spieler. Dazu endlich die sportliche Kompetenz von Markus Krösche und Trainer Baumgart, der Dienstag seinen neuen Vertrag unterschreiben soll und ich habe wirklich Hoffnung und ein gutes Gefühl für die neue Saison.
Schluss jetzt!
Viel zu lang ist der Text wieder geworden!
Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, was die Lizenzverweigerung der anderen Vereine angeht, der schaut zwischendurch mal in diesen Artikel:
Der letzte Strohhalm, Lizenzverweigerung
Hier trage ich zusammen, was so passiert bei der Konkurrenz.
Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende!
Wahre Worte